neuhochdeutsche Sprachepoche < Deutsch < Sprachen < Vorhilfe
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(Frage) reagiert/warte auf Reaktion | Datum: | 18:38 Mo 23.08.2004 | Autor: | pikachu |
kann mir jemand sagen, welche Einflüsse und Entlehnungen die neuhochdeutsche Sprachepoche kennzeichnen?
Vielen Dank im vorraus
pikachu
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(Antwort) fertig | Datum: | 19:10 Mo 23.08.2004 | Autor: | Stefan |
Hallo!
Ich kann hier natürlich nur Stichworte geben:
1) Luthers Bibelübersetzung
Einen großen Einfluss auf das Frühneuhochdeutsche (also den Nachfolger der mittelhochdeutschen und Vorläufer der neuhochdeutschen Sprache) hatte sicherlich die Bibelübersetzung von Martin Luther ("Luthers sprache ... muß in ihrer edle(re)n, fast wunderbaren reinheit, für kern und grundlage der neuhochdeutschen sprachniedersetzung gehalten werden...", Jacob Grimm, 1822)
2) die politische Situation:
Nach dem 30jährigen Krieg war Deutschland zersplittert und ohne Einfluss. Frankreich entwickelte sich immer mehr zu europäischen Führungsmacht. Dadurch kam es zum einem starken französischen Einfluss auf die neuhochdeutsche Sprache (Mode, Kostüm, Salon, Balkon, Hotel,...).
3) die Aufklärung:
Das Primat der menschlichen Vernunft, Wissenschafts- und Fortschrittsglaube hatten auch Einfluss auf die deutsche Sprache. So kam es zu einer starken Regulierung der deutschen Sprache. Durch einen Zwang zur Lehre der "richtigen" deutschen Sprache kam es zur Variantenreduzierung, die deutsche Sprache wurde normiert und bereinigt.
4) die Erfindung des Buchdruckes:
Es bildeten sich Lesegemeinschaften. Das Lesen war nicht den Gelehrten vorbehalten, der Anteil an lateinischen Artikeln nahm ab, es gab Zeitungen für die Massen. Das alles hat auch Einfluss auf die Sprache.
Ich hoffe die Deutschlehrerinnen und -lehrer (inklusive meiner Frau )widersprechen mir nicht allzusehr. Ich lasse die Frage mal auf "teilweise beantwortet", schließlich sollen auch kompetentere Menschen darauf noch antworten dürfen.
Liebe Grüße
Stefan
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 13:26 Di 24.08.2004 | Autor: | Josef |
Die vorherige Antwort von Stefan wird NICHT als fehlerhaft angesehen.
Ich habe lediglich falsch angeklickt.
Zu dem Thema habe ich noch folgendes gefunden:
Auszug aus:
[DOC] Vom Indogermanischen zum Deutschen
Dateiformat: Microsoft Word 6 - HTML-Version
... Die Sprachepoche von 200 n.Chr. ... weitergereicht worden derartige sprachliche Einflüsse
gibt es ... auch auf die heraufziehende neuhochdeutsche Sprache große ...
www.stefanjacob.de/Geschichte/ Unterseiten/Sprachgeschichte.doc
V. Vom Frühneuhochdeutschen zur deutschen Gegenwartssprache
Den Übergang vom Mittel zum Neuhochdeutschen kennzeichnen wiederum lautliche Verände-rungen. Weil sich die meisten Neuerungen sehr ungleichmäßig, zeitlich stark versetzt und in man-chen Dialekten auch gar nicht durchsetzten, nennt man die lange Phase des Übergangs, die ich von ca. 1450 bis 1650 ansetzen möchte, Frühneuhochdeutsch. In dieser Zeit gab es immer noch keine einheitliche hochdeutsche Sprache, aber sie war nun dabei, getragen von bewußt gestalten-den Autoren, sich einigermaßen zielstrebig zu entwickeln. Insofern bekommt das Wort "Hoch-sprache" einen neuen Sinn: Es bezeichnet im Neuhochdeutschen nicht mehr die Dialekte der hochgelegenen deutschen Länder, sondern es steht jetzt für eine ideelle Standardsprache. Die gibt es zwar bis heute im Mündlichen nach wie vor nur theoretisch, da Dialekte und mundartliche Fär-bungen immer noch existieren. Doch immerhin für das Schriftliche brachten es die Sprachgesell-schaften und Schriftsteller des Barock bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts soweit, daß man sich über eine dichterische Sprachnorm weitgehend einig war, und zwar auf der Grundlage ostmittel-deutscher Dialekte (Thüringisch, Obersächsisch, Böhmisch, Schlesisch), die gewissermaßen einen Kompromiß zwischen dem niederdeutschen Sprachraum und dem Oberdeutschen darstellten. Wenn es nun immer noch Texte deutscher Autoren gab, die anderen Deutschen unverständlich waren, so lag das an Latinismen und eingeführten französischen Wörtern, nicht mehr am eigentli-chen Deutsch, das da geschrieben wurde. Die Orthographie war allerdings auch im 18. und 19. Jahrhundert noch nicht klar geregelt. Erst seit 1901 (Rechtschreibreform und Herausgabe des "Duden") besitzen wir endlich eindeutige Rechtschreibregeln, die außer für Deutschland auch für die Schweiz und Österreich gelten besser gesagt: wir besaßen ein sinnvolles Regelwerk, bis es durch die "Reform" von 1997 wieder zerstört worden ist.
Sprachliche Veränderungen im Neuhochdeutschen
Welche Veränderungen traten im Spätmittelhochdeutschen und Frühneuhochdeutschen ein, was unterscheidet unser Gegenwartsdeutsch im wesentlich sprachlich vom Mittelalter? Anders als bei den früheren Lautverschiebungen handelt es sich hauptsächlich um Wechsel im Vokalsystem. Die meisten ahd./mhd. Kurzvokale wurden zu Langvokalen gedehnt, aus "leben" (gesprochen wie "lebben") wird nhd. "lêben" (mit langem e), "varen" wird zu "fahren", wobei hier das h die neue Länge anzeigt; in das Wort "Friede" ist ein e als Längenzeichen eingeführt, nachdem das mhd. "fride" gedehnt worden war. Umgekehrt wurden an anderen Stelle alte Langvokale verkürzt. Auf-fälliger noch sind Monophtogierungen und Diphtongierungen: Im ersten Fall wird aus einem ZweifachLaut (z.B. uo, üe) ein einzelner (u, ü), während im gegensätzlichen Fall sich z.B. ein langes einzelnes î in eine Verbindung aus zwei Vokalen verwandelt: ei oder ai.
Doch auch im Konsonantismus sind einige Modifizierungen zu bemerken, die sich allerdings nur zum Teil auch schriftlich niedergeschlagen haben. Im Mhd. sagte man tatsächlich "spi(e)len" und "stad" (Stadt), deshalb wurden die Wörter so geschrieben. Bei der Schreibung ist es geblieben, obwohl wir heute "schpielen" und "Schtadt" sprechen, die Badener und Schweizer (Alemannisch) sogar "Kischte" und "Weschpe". Anders liegt der Fall bei den mhd. sl , sm, sn und swAnlauten: Der lautliche Wechsel von s zu sch wurde frühmittelhochdeutsch auch auch ins Schrift-liche eingeführt, so daß wir heute "schlafen", "schmecken", "Schnee", "schwimmen" sprechen und so auch schreiben.
Die Neuerungen in der Grammatik sind eher geringfügig: Beim Verb ist in der 3. Person Plural das n weggefallen ("sie slafent" > "sie schlafen"); die meisten anderen Formen waren schon beim Übergang vom Althochdeutschen zum Mittelhochdeutschen aufgeben. Im Kasussystem hat nur noch der Dativ sein altes e verloren ("dem manne" > "dem Mann"), und der Genitiv scheint als solcher allmählich in Vergessenheit zu geraten, aber das ist eine Entwicklung der letzten Jahre, noch nicht des Frühneuhochdeutschen.
Wie zu allen Zeiten, so drangen auch während der Periode des Neuhochdeutschen viele neue Wörter ein. Mit dem Niedergang der ritterlichen Gesellschaft ging der Einfluß des Französischen zunächst zurück. Dafür wurde in der Renaissance das Lateinische wieder stärker, was vor allem in der Bildung von latinisierenden Familiennamen seinen Ausdruck findet (der Dichter Andreas Greif nennt sich "Gryphius", der Arzt Theophrast von Hohenheim "Paracelsus"). Indem zum ersten Mal auch ein Bewußtsein für "richtiges Schreiben" aufkam, setzte sich allmählich die Interpunktion (Zeichensetzung) durch, und Substantive wurden neuerdings mit Großbuchstaben am Anfang ge-schrieben. Ein sehr weites Feld ist auch das Thema der Bedeutungsveränderung von Begriffen: Alte, vom Ahd. über das Mhd. überlieferte Wörter bekamen einen neuen Inhalt, indem sich ihr Sinn erweiterte oder verengte, oftmals auch verschlechterte: Das Wort "hübsch", abgeleitet vom hochmittelalterlichen "hövesch" (höfisch, den Idealen der ritterlichen Kultur entsprechend), be-deutete bald nur noch "schön aussehend". Umgekehrt weitete sich die "Ursache", zunächst nur "Anlaß für einen Streit" meinend, zu dem heutigen allgemeinen "Beweggrund" aus. Besonders zahlreich sind die Beispiele für Bedeutungsverschlechterung: So war die "dîerne" (Dirne) noch im Mittelhochdeutschen einfach nur ein junges Mädchen. Diese Bedeutung hat sie übrigens bis heute im bayerischen und niederdeutschen Dialekt behalten, während das Wort im Hochdeutschen mit "Prostituierte" gleichbedeutend ist. Hier eine kleine Übersicht über die wichtigsten Veränderungen hin zum Neuhochdeutschen:
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 13:34 Di 24.08.2004 | Autor: | Josef |
Auszug aus:
www.ursbachmann.ch/arbeiten/sprachgeschichte/sprachgeschichte.pdf
5. Die neudeutsche Sprachperiode
Die neudeutsche Sprachperiode ist vor allem dadurch geprägt, dass im
Jahrhunderte dauernden Wettstreit verschiedener Formen eine allgemein
gültige Einheitssprache entsteht, die sich über die Volkssprachen, Mundarten
und Berufssprachen erhebt. Die deutsche Sprache wird in der Neuzeit in
immer weiteren Bereichen verwendet. Die Sprache der Dichtung und die
Amtssprache ist deutsch; seit dem 18. Jahrhundert übernimmt das Deutsche
auch in Wissenschaft die Aufgaben des Latein und des Französischen.
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