Ziel der Tragödie < Deutsch < Sprachen < Vorhilfe
|
Status: |
(Frage) beantwortet | Datum: | 13:38 Di 22.05.2007 | Autor: | jane882 |
Hi!
Was ist das Ziel der Tragödie bei Emilia Galotti und was bei Woyzeck? Ist damit die Intention gemeint?
Ist es nicht bei beiden, der Konflikt zwischen den Gesellschaftsschichten? Das man den behebt?Danke:)
|
|
|
|
Status: |
(Antwort) fertig | Datum: | 13:48 Di 22.05.2007 | Autor: | Kroni |
Hi,
damit ist m.E. nicht nur die Intention gemeint.
Emilia Galotti ist ja ein bürgerliches Trauerspiel.
Lessing will ja Mitleid beim Leser erreichen, und er lässt die Figur durch ihr Fehlverhalten scheitern (ist ganz wichtig, dass das nicht die Götter sind. Liegt daran, weil die Aufklärer ja von einer geordneten Welt ausgegangen sind, sprich: Kein Platz für die Götter (wie bei Aristoteles)).
Deshalb würde ich auch bei Emilia von einem bürgerlichen Trauerspiel sprechen, und eben nicht von einer Tragödie.
Außerdem war es ja damals nur dem Adel vorbehalten, in einer Tragödie vorzukommen, sprich: Bürger hatten als Figuren in einer Tragödie nichts zu suchen (was Lessing aber schon weiter nicht mehr beachtet hat, er hat ja die Ständeklausel gebrochen).
Wie das bei Woyzeck genau ausschaut kann ich dir nicht sagen, aber vermutlich steckt auch hier irgendeine Gesellschaftskritik wiederfindet.
Also kann man sowohl auf die Dramentheorien eingehen, als auch auf ihre Intention, also die Aussage.
LG
Kroni
|
|
|
|
|
Status: |
(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 16:45 Di 22.05.2007 | Autor: | Josef |
Hallo,
Hintergrund und Bedeutung des Werks
In diesem Stück kommt ganz deutlich Lessings Verachtung des Feudalsystems zum Ausdruck. Das lasterhafte Leben am Hof und die Willkür der Despoten waren ihm ausgesprochen zuwider. Dazu beigetragen hat wohl auch seine Zeit am Hof zu Braunschweig. "Es gab vielleicht keinen Menschen in Deutschland, der sich weniger zum Hofdienst schickte als Lessing. Nichts war ihm gräßlicher, als unter dem 'großen Geschmeiße′ des Adels und der Höflinge erscheinen und Höflichkeitsbücklinge machen zu müssen." (13)
"Emilia Galotti" steht am Anfang Lessings Wolfenbütteler Zeit. Mit dem Thema, aus dem Buch "Ab urbe condita" (Seit der Gründung der Stadt Rom im Jahre 753 v. Chr.), einem Geschichtswerk von Titus Livius (59 v. Chr.-17 n. Chr.), in dem von einem Plebejer berichtet wird, der seine Tochter auf dem Forum erdolchte, um sie vor Schande durch den Patrizier Appius Claudius zu bewahren, hatte sich Lessing schon 1757 beschäftigt. Ursprünglich wollte er daraus ein freiheitlich-republikanisches Römerstück machen. (14) Es ist sicher kein Zufall, daß Lessing dieses Thema gerade zu dieser Zeit wieder aufgegriff und in eine bürgerliche Tragödie abänderte, die in diese Zeit paßte. Wenn der Ort des Geschehens auch Guastalla in Italien war, so wußte doch jeder, daß der wahre Schauplatz und Deutschland lag. (15) Lessing war der erste, der es wagte, einen "leibhaftigen absolutistischen Fürsten auf die Bühne zu bringen." (16) Diesem lasterhaften Leben der feudalen Welt stellt Lessing das gute Landleben gegenüber. Appiani, dem seine Liebe zu Emilia wichtiger ist als seine Stellung bei Hofe, will sich mit ihr aufs Land zurückziehen und Gemsen jagen. Dies ist ein Anklang an Rousseau, dessen Arbeiten Lessing schon früher mit großem Interesse verfolgt hatte.
Der Ausgang der Tragödie wurde oft kritisiert und das Motiv, sterben zu wollen, solange man noch unschuldig ist hat auch mich zuerst befremdet, weil es mich zu sehr an die "Elsa" in Hartmann von Aues "Der arme Heinrich" erinnert. Im Gegensatz dazu fand ich den Mord aus Eifersucht an "Miß Sara Sampson" viel realistischer. Er paßt auch besser in unsere Zeit. Nachdem ich "Emilia Galotti" zum zweiten Mal gelesen hatte, wurde mir aber klar, daß das Stück nicht anders enden kann. Wie Thomas Höhle bemerkt, war die Zeit politisch noch nicht reif. (17) Es konnte keinen Fürstenmord geben.
Durch "Emilia" hat die "aufbegehrende Dramatik des Sturm und Drangs entscheidende Impulse erhalten." (18) Sie ist das Vorbild für Goethes "Clavigo", Schillers "Kabale und Liebe" und auch Hebels "Maria Magdalena".
Fundstelle
Viele Grüße
Josef
|
|
|
|
|
Status: |
(Antwort) fertig | Datum: | 16:57 Di 22.05.2007 | Autor: | Josef |
Hallo Jane882,
Woyzeck-
Aussageabsicht des Autors:
Ich denke, Georg Büchner hat Woyzeck so übertrieben eifersüchtig und
derartig verwirrt dargestellt, um zu zeigen, wie es einem Menschen ergeht,
der in ständiger Armut und Unterdrückung leben muss. Durch die an mehreren
Stellen auftretende Fürsorglichkeit zeigt er aber auch die guten Seiten
Woyzecks und lässt ihn, nicht wie der Doktor als Versuchskaninchen,
sondern als Menschen aussehen.
Fundstelle: Hausaufgaben-Paket
Viele Grüße
Josef
|
|
|
|