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Forum "Sozialwissenschaften" - Neoliberale Sicht / Keynes
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Neoliberale Sicht / Keynes: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 16:07 Do 27.04.2006
Autor: Malcolm_X

Es wäre ausserdem noch sehr nett wenn ihr mir eine Übersicht bzw. eine Zusammenfassung über die Forderungen der Neoliberalen  und der Nachfrageorientierten Politik nach Keynes geben könntet und einen guten Link dazu hättet.

Danke !!

Lg Mal

        
Bezug
Neoliberale Sicht / Keynes: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 14:19 Fr 28.04.2006
Autor: Josef

Hallo [mm] Malcom_x, [/mm]

Keynesianismus, eine Wirtschaftstheorie, die von dem britischen Nationalökonomen John Maynard Keynes entwickelt und von seinen Anhängern weiterentwickelt wurde. Keynes’ wichtigstes Werk, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes (1936), erschienen während einer lang anhaltenden Wirtschaftsflaute, kann als grundlegender Angriff auf die damals herrschende Wirtschaftstheorie angesehen werden. Keynes verlangte nach einer anderen Wirtschaftspolitik des Staates.

Arbeitslose stehen Schlange Der Zusammenbruch des Aktienmarktes in der New Yorker Wall Street 1929 leitete die größte Weltwirtschaftskrise aller Zeiten ein. Hunderttausende Amerikaner verloren ihre Stelle.THE BETTMANN ARCHIVE/UPI  

Die klassische Wirtschaftstheorie ging davon aus, dass die Wirtschaft automatisch zu Vollbeschäftigung tendiere. So könnten beispielsweise neue Technologien in einigen Industrien Arbeitsplätze überflüssig machen, aber dadurch entstünden auch neue Arbeitsplätze in anderen Industrien. Jede Phase der Arbeitslosigkeit sei nur vorübergehend und werde bald durch die Wirkung der Marktkräfte und insbesondere durch die Flexibilität der Löhne beseitigt. Menschen blieben nur arbeitslos, wenn sie überhöhte Löhne verlangten. Zu einem niedrigeren Lohn würden sie in jedem Fall eine Arbeit finden. Dieser gleichgewichtsorientierten Vollbeschäftigungstheorie setzte Keynes seine Theorie von Unterbeschäftigungsgleichgewichten gegenüber.

2  DIE KEYNES’SCHE THEORIE

Keynes brach mit der Vorstellung, dass eine Marktwirtschaft von sich aus immer zur Vollbeschäftigung tendiere und die „Selbstheilungskräfte” der Wirtschaft eine Rezession beenden würden. Bei Vollbeschäftigung könnten Unternehmen sich aus unterschiedlichen Gründen dafür entscheiden, weniger in neue Maschinen zu investieren. Jene Arbeiter, die Maschinen herstellen, würden ihre Arbeit verlieren. Sie würden über weniger Geld verfügen, das sie für Verbrauchsgüter ausgeben können. Arbeiter, die Verbrauchsgüter herstellen, würden so ebenfalls ihre Beschäftigung verlieren. Dieser Vervielfältigungseffekt führt die Wirtschaft auf ein niedrigeres Niveau hinsichtlich der Beschäftigung, der Einkommen und der Produktion. Es gibt laut Keynes keine automatischen Kräfte in der Wirtschaft, die diesen Zustand beenden könnten. Nur die Globalsteuerung durch staatliche Eingriffe wie Steuersenkung oder Erhöhung der Staatsausgaben könnte der Wirtschaft die Vollbeschäftigung zurückbringen: Die Regierung müsse eine mangelnde private Nachfrage durch eine öffentliche Nachfrage ausgleichen, indem sie z. B. Straßen baut. Dabei müsse sie auch ein Haushaltsdefizit in Kauf nehmen (deficit spending). Schließlich würden die staatlichen Hilfen die Arbeitnehmer wieder in die Lage versetzen, selbst Wirtschaftsgüter nachzufragen. Die Unternehmen würden dann wieder mehr produzieren, mehr Steuern zahlen und mehr Arbeitskräfte einstellen. Das werde die Nachfrage wieder erhöhen und die Rezession beenden.

3  KEYNES’SCHE POLITIK

Die Keynes’sche Wirtschaftspolitik wurde von Großbritannien in den vierziger Jahren in die Tat umgesetzt und bis Ende der siebziger Jahre fortgeführt. Die Regierung prognostizierte die wahrscheinliche Nachfragehöhe in der Wirtschaft während der nächsten Jahre. Wenn sie zu gering erschien (wie 1952, 1958 und 1971), erhöhte die Regierung die Staatsausgaben oder senkte die Steuern oder Zinssätze. Wenn sie zu hoch erschien (wie 1941, 1955 und 1973), handelte die Regierung genau entgegengesetzt, um eine Inflation zu vermeiden. Die Auswirkungen auf den Haushalt wurden als zweitrangig betrachtet. Ziel war es, die Gesamtnachfrage wachsen zu lassen in Einklang mit der Produktionskapazität der Wirtschaft, so dass die Nachfrage hoch genug war, um Vollbeschäftigung zu garantieren, aber nicht so hoch, dass die Inflation anwachsen konnte. Eine ähnliche Politik verfolgten die meisten anderen Industrienationen: In den Vereinigten Staaten bediente sich Präsident John F. Kennedy der Keynes’schen Wirtschaftsgrundsätze, um die amerikanische Wirtschaft aus der Rezession der frühen sechziger Jahre zu führen. Im Deutschland der sechziger Jahren gelang es dem damaligen Wirtschaftsminister Karl Schiller mit einer nachfrageorientierten Wirtschaftspolitk den Lebensstandard der Bevölkerung entscheidend anzuheben. Von den Gewerkschaften wird solch ein Politik auch heute noch befürwortet.

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Bezug
        
Bezug
Neoliberale Sicht / Keynes: Neoliberalismus
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 14:23 Fr 28.04.2006
Autor: Josef

Hallo [mm] Malcom_x [/mm]


Neoliberalismus, wirtschafts- und sozialphilosophische Denkrichtung auf der Grundlage der traditionellen Werte des klassischen ökonomischen Liberalismus. Das Funktionieren der freien Marktwirtschaft bleibt dabei jedoch nicht dem freien Walten des Laissez-faire-Prinzips überlassen; vielmehr soll der Staat Wettbewerbsbedingungen herstellen, unter denen die Marktteilnehmer im Wirtschaftsprozess frei agieren können und gleiche Ausgangsbedingungen in ihrem Leistungswettbewerb finden. Nach neoliberaler Auffassung wird das Wohl der Gesellschaft am besten gefördert, wenn sich die private wirtschaftliche Initiative und das Leistungsprinzip im Rahmen einer marktkonform gestalteten Wirtschafts- und Sozialordnung entfalten können.

Die Lehre des Neoliberalismus wurde Ende der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts von den Nationalökonomen Wilhelm Röpcke, Friedrich August von Hayek und Walter Eucken begründet. Mit ihrer neuen Lehre zogen sie Schlussfolgerungen aus der Weltwirtschaftskrise von 1929, deren Ursachen sie u. a. dem ungezügelten Ablauf kapitalistischer Wirtschaftsmechanismen nach den Regeln des ökonomischen Liberalismus zuschrieben. Mit der kritischen Rückbesinnung auf den Liberalismus und dessen Erneuerung im Zeichen einer stärkeren ordnungspolitischen Rolle des Staates verstand sich der Neoliberalismus auch als theoretische Antwort auf die von John Meynard Keynes entwickelten Vorschläge, dem Staat einen regulierenden Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen zu geben.

Gegenüber einer – wie im Keynesianismus – zum Interventionismus und Dirigismus neigenden Wirtschaftspolitik fordert der Neoliberalismus vom Staat, den Menschen grundsätzliche Freiheit in ihren wirtschaftlichen Tätigkeiten zu gewähren und auf Eingriffe in den Wirtschaftsprozess (z. B. durch Subventionen) zu verzichten. Andererseits soll er die marktwirtschaftliche Ordnung aktiv mit dem Ziel gestalten, freies Wirtschaften im Prinzip für alle zu ermöglichen. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören dabei:

• Schutz vor privatwirtschaftlicher Marktmacht z. B. durch Monopole und Kartelle, die Kraft ihrer Marktposition den Wettbewerb einschränken,
• Gewährleistung eines freien Zugangs zum Markt und Offenheit des Wettbewerbs, so dass Konkurrenten nicht behindert werden,
• weitgehende Privatisierung des Staatseigentums, damit der Staat nicht selbst als wirtschaftlicher Machtfaktor wettbewerbsverzerrend auf dem Markt agiert.
Um soziale Härten auszugleichen, die ein offenes Wettbewerbssystem mit sich bringt, schlägt der Neoliberalismus eine Sozialpolitik vor, die den Bürger zu Selbsthilfe und selbstverantwortlicher Vorbeugung, z. B. im Rahmen eines ausgebauten Versicherungswesens, motiviert.

Unter dem Einfluss der vor allem von Walter Eucken begründeten Freiburger Schule prägte sich in Deutschland der Neoliberalismus in der Form des so genannten Ordoliberalismus aus. Angesichts der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse nach dem 2. Weltkrieg räumte er dem Staat eine stärkere Verantwortung für die Herstellung und Sicherung sozialer Gerechtigkeit ein; staatliche Interventionen zur sozialen Sicherung wurden als zulässig betrachtet, wenn sie wirtschaftskonform erfolgten.

Die theoretischen Grundlagen des Neo- bzw. Ordoliberalismus prägten das Konzept der sozialen Marktwirtschaft, das die Bundesrepublik Deutschland, mit dem Neoliberalen Ludwig Erhard als Wirtschaftsminister, zum wirtschaftlichen Aufstieg führte.


Verfasst von:
Wieland Eschenhagen
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Viele Grüße
Josef

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