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Forum "Lektüre" - Max Frisch Literaturepoche
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Max Frisch Literaturepoche: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 11:59 Sa 11.04.2009
Autor: Dinker

Hallo
Ich lese gerade das Werk "Biographie ein Spiel" von Max Frisch. Nun was die Epocheneinteilung betrifft, gehört er eigentlich zur Nachkriegszeitliteratur. Aber soviel ich weiss finden sich in seinen Werken auf viele Elemente des Expressionismus?
expression heisst doch Ausdruck. Doch im Buch Homo Faber verhält er sich doch gerade "anti-expremistisch".
Meine Frage wäre nun eigentlich. Welche Literaturepoche sollte ich berücksichtigen, um Frischs Werke einordnen zu können?
Besten Dank
Gruss Dinker

        
Bezug
Max Frisch Literaturepoche: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 14:27 Sa 11.04.2009
Autor: Josef

Hallo Dinker,


>  Ich lese gerade das Werk "Biographie ein Spiel" von Max
> Frisch. Nun was die Epocheneinteilung betrifft, gehört er
> eigentlich zur Nachkriegszeitliteratur.

[ok]


> Aber soviel ich
> weiss finden sich in seinen Werken auf viele Elemente des
> Expressionismus?
> expression heisst doch Ausdruck.

[ok]

In der bildenden Kunst entsteht der Expressionismus als Reaktion auf die Ziele des Impressionismus, dem man eine radikale Steigerung des Ausdrucks entgegensetzt.


> Doch im Buch Homo Faber
> verhält er sich doch gerade "anti-expremistisch".
>  Meine Frage wäre nun eigentlich. Welche Literaturepoche
> sollte ich berücksichtigen, um Frischs Werke einordnen zu
> können?



Frisch,
  Max, schweizerischer Schriftsteller, *Zürich 15.5. 1911, ebenda 4.4. 1991; ursprünglich Architekt. Seine Dramen zeigen anfangs Einflüsse von B.Brecht; sie sind vielfältig in der Form (Farce, Moritat, Komödie) und behandeln, oft gleichnishaft, Gegenwartsprobleme, z.B. in »Nun singen sie wieder« (1946), »Herr Biedermann und die Brandstifter« (1958, als Hörspiel 1956) das Zurückweichen des Durchschnittsbürgers vor der Gewalt, in »Andorra« (1961), ebenfalls lehrstückhaft, die Manipulierbarkeit einer Gesellschaft am Beispiel des Antisemitismus. Außer um Schuld, Macht und Gerechtigkeit ging es Frisch um das Problem der Identität, die Freiheit, sich anders verhalten zu können, und um den Ausbruch aus den Klischees vorgezeichneter Abläufe (»Stiller«, Roman, 1954; »Homo faber«, Roman, 1957; »Mein Name sei Gantenbein«, Roman, 1964; »Biografie. Ein Spiel«, Drama, 1967).

© Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim 2001



Frisch, Max (1911-1991), Schweizer Schriftsteller. Mit Friedrich Dürrenmatt gehört er zu den wichtigsten Vertretern der schweizerischen Literatur der Nachkriegszeit. Zentrale Themen seines zeitkritischen Werkes sind Selbstentfremdung und das Ringen um Identität in einer ebenso entfremdeten Welt.

Microsoft ® Encarta ® Enzyklopädie 2005 ©  1993-2004 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.




Die Schweiz blieb als einziges Land Mitteleuropas vom Zweiten Weltkrieg verschont und wurde deshalb zu einem wichtigen Fluchtland für Emigranten. Damit fehlt der literischen Entwicklung ein Einschnitt durch das Jahr 1945, wie ihn Deutschland und Österreich erlebt hatten. Traditionelle Werte wie Ruhe, Ordnung und Fleiß bleiben weiterhin bestimmend für eine konservative Grundstimmung, die von manchen Kritikern nicht mehr als Zeichen der Stabilität, sondern als Stagnation empfunden wurden.

Friedrich Dürrmatt und Max Frisch führten mit ihren ab 1950 erscheinenden Werken die Literatur der Schweiz aus einer gewissen Provinzialität heraus und erlangten Weltruhm. In ihren Dramen und ihren Prosa kritisierten sie direkt oder in Parabelform Verhältnisse der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit - auch in der Schweiz. Bei Fritsch steht die individuelle Identitätsproblematik im Vordergrund.


Viele Grüße
Josef

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Max Frisch Literaturepoche: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 18:32 So 12.04.2009
Autor: Dinker

Vielen Dank für deine sehr hilfreichen Ausführung
Gruss Dinker

Bezug
        
Bezug
Max Frisch Literaturepoche: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 19:41 So 12.04.2009
Autor: Dinker

Guten Abend

Es geht um die literarische Einordnung des Werks, Biographie ein Spiel von Max Frisch. Da auch andere Werke Themen wie Selbstentfremdung, Identität etc. beinhalten, können zur Klärung meiner Frage auch andere seiner Werke herangezogen werden.

Mir ist bewusst, dass keine klare epochale Einordnung möglich ist. Deshalb versuche ich Elemente aus den verschiedensten literarischen Strömungen in seinen Werken ausfindig zu machen.

Trümmerliteratur:
Was die Zeit betrifft, gehören seine Werke zur Trümmerliteratur. Jedoch ist der geschichtliche Hintergrund der Schweiz nicht mit jenem von Deutschland zu vergleichen, wodurch diese Einteilung nur bedingt Gültigkeit hat.
"Die neue Literatur sollte realistisch, unpsychologisch und wahrhaftig sein, sie erhob also ein Wahrheitspostulat" Gibt es da parallelen zu Fabers Werken?

Romantik:
"Die Sehnsucht des Suchen und Findes": Die Frage mit der Identität, hat die nicht damit zu tun?
"Wirklichkeit und Möglichkeit": Biographie ein Spiel gehört ja unter die Rubrik Möglichkeitstheater. Zudem ist ja die Abänderung der Biographie nur in einem Spiel möglich.
"Das Unterbewusste" Dass es Kürmann nicht gelingt seine Biographie zu ändern, hat doch durchaus etwas mit seinem Unterbewusstsein zu tun.
Sind dass in gewisser Hinsicht romantische Elemente?


"Der gewaltige Aufschwung in Naturwissenschaft und Technik führt zur Vorstellung der Erklärbarkeit aller Dinge und des Menschen."
"Max Frisch ging von der These aus, dass der Verlauf des Lebens nicht auf Vorbestimmung beruhe, sondern nur eine Möglichkeit von vielen Varianten sei und durchaus ganz anders hätte verlaufen können. Zwar habe man unweigerlich mit der Zeit eine Biografie, aber die Variantenvielfalt verändere sich dadurch nicht."
"Mit diesen Thesen stellte er sich gegen die politischen Weltbilder der 60ger Jahre. Damals war die Ansicht verbreitet, dass sich hinter jedem Ereignis eine Gesetzlichkeit verstecke. Frisch wollte diese scheinbar altmodischen Ansichten durch moderne Anschauungen ersetzen. "
Aber schliesslich bestätigte sich ja diese Person in der Figur von Kürmann nicht. Im Gegensatz dazu nutzt Antoinette die Gunst der Stunde und lässt die Ehe mit Kürmann annullieren.
Zu welcher Zeitepoche passt dies am Besten?

In welche Literaturepoche gehört das Element der "Selbstentfremdung"?

Ich wäre sehr dankbar um Hilfe
Besten Dank
Gruss Dinker





Bezug
                
Bezug
Max Frisch Literaturepoche: trümmerliteratur
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 17:33 Mo 13.04.2009
Autor: Josef

Hallo Dinker,


>  
> Es geht um die literarische Einordnung des Werks,
> Biographie ein Spiel von Max Frisch. Da auch andere Werke
> Themen wie Selbstentfremdung, Identität etc. beinhalten,
> können zur Klärung meiner Frage auch andere seiner Werke
> herangezogen werden.
>  
> Mir ist bewusst, dass keine klare epochale Einordnung
> möglich ist. Deshalb versuche ich Elemente aus den
> verschiedensten literarischen Strömungen in seinen Werken
> ausfindig zu machen.
>  
> Trümmerliteratur:
>  Was die Zeit betrifft, gehören seine Werke zur
> Trümmerliteratur. Jedoch ist der geschichtliche Hintergrund
> der Schweiz nicht mit jenem von Deutschland zu vergleichen,
> wodurch diese Einteilung nur bedingt Gültigkeit hat.
> "Die neue Literatur sollte realistisch, unpsychologisch und
> wahrhaftig sein, sie erhob also ein Wahrheitspostulat" Gibt
> es da parallelen zu Fabers Werken?

>

[ok]


Innerhalb der deutschsprachigen Literatur nach 1945 ist auch die schweizerische Literatur zu berücksichtigen: Max Frisch im Roman (Homo faber, 1957) und Friedrich Dürrenmatt als Dramatiker (Der Besuch der alten Dame, 1956) gehörten über Jahrzehnte zu den am meisten beachteten Autoren. [1]

Die Rückkehr vieler Exilanten und die anhaltende Produktion der Autoren der Inneren Emigration signalisieren eine gewisse literarische Kontinuität, wenngleich daneben eine ganz neue Generation von Nachkriegsschriftstellern von sich reden machte. In deren Trümmer- und Kahlschlagliteratur werden realitätsnahe und ohne Tabus die Schrecken und Nöte der Vergangenheit in Kriegserlebnissen, Heimkehrerschicksalen und Nachkriegserfahrungen thematisiert.  Damit steuern dies Autoren gegen die Verdrängung der Vergangenheit aus dem öffentlichen und privaten Bewusstsein und beginnen eine bis heute anhaltende Tradition literarischer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Während  in der älteren Schriftstellergeneration noch ein nachträglicher Streit über den moralischen Wert von Exil und innerer Emigration stattfindet, wollen die Jüngeren einen bewussten Neubeginn, weg vom Poetischen und hin zum Realistischen. [2]



[1]Microsoft ® Encarta ® Enzyklopädie 2005 ©  1993-2004 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
[2]Deutsch - Bildungsverlag EINS


Viele Grüße
Josef


  


Bezug
                
Bezug
Max Frisch Literaturepoche: Selbstentfremdung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 18:23 Mo 13.04.2009
Autor: Josef

Hallo Dinker,

>  
> In welche Literaturepoche gehört das Element der
> "Selbstentfremdung"?
>  

   4. Literarische Epoche des Expressionismus (1910-1920)




                      # Der Begriff wurde von der Malerei auf die Literatur übertragen
                      # Anfangs diffuse Stimmungslage (Lebensgefühl der Sinneslehre, Angst, pubertärer Wunsch nach ‚Aktion’)
                      # Der künstlerische Ausdruck der eigenen Innenwelt steht im Mittelpunkt des Interesses der Expressionisten
                      # Reaktion der jungen Generation auf die Selbstentfremdung, Geringschätzung und Unterdrückung des Menschen à stellt aber auch einen Gegenschlag gg. den die äußeren Eindrücke ästhetisierenden Impressionismus dar.
                      # Radikales Bekenntnis zum individuellen Menschsein und zur Hingabe an die Mitmenschen, die Natur, den Kosmos, die Welt
                      # Bruch der Tabus, „extreme“ literarische Gegenstände
                      # Groteske Bilder, Ästhetik des Hässlichen
                      # Meist negative Thematik: (Wahnsinn, Selbstmord, Verwesung, Hinrichtung, Untergang)
                      # Präzise Wiedergabe der Wirklichkeit
                      # Verschweigen des eigentlichen Themas (z.B.: Was ist der Mensch?)
                      # Kritik an zeitgenössischer Kultur
                      # Ich-Zerfall: Die Umwelt dringt in die Selbstbestimmung des Ichs ein, der Mensch steht nicht mehr über den Dingen




[]Quelle



Viele Grüße
Josef

Bezug
                        
Bezug
Max Frisch Literaturepoche: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 19:49 Mo 13.04.2009
Autor: Dinker

Vielen Dank für deine sehr hilfreichen Antowrten
Gruss Dinker

Bezug
                
Bezug
Max Frisch Literaturepoche: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 14:26 Do 23.04.2009
Autor: Josef

Hallo Dinker,

> Romantik:
>  "Die Sehnsucht des Suchen und Findes": Die Frage mit der
> Identität, hat die nicht damit zu tun?
>  "Wirklichkeit und Möglichkeit": Biographie ein Spiel
> gehört ja unter die Rubrik Möglichkeitstheater.

[ok]

[]Fundstelle


> Zudem ist
> ja die Abänderung der Biographie nur in einem Spiel
> möglich.
> "Das Unterbewusste" Dass es Kürmann nicht gelingt seine
> Biographie zu ändern, hat doch durchaus etwas mit seinem
> Unterbewusstsein zu tun.
>  Sind dass in gewisser Hinsicht romantische Elemente?
>  

[ok]

Kennzeichen der Epoche Romantik:

Die Romantiker verlangen unbeschränkte dichterische Freiheit, auch das Unheimliche und die innere Natur des Menschen (Triebe, Unbewusste) werden einbezogen Überspitze Gefühle (wie Wahnsinn, Schwärmerei) stehen nicht selten im Mittelpunkt der Dichtung.

Quelle: Deutsch - Pocket Teacher, Abi


Unterbewusstsein, Traum, Sehnsucht und Phantasie bestimmen den romantischen Künstler mehr als die Künstler früherer Epochen.


Viele Grüße
Josef

Bezug
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