Konsum durch Währungsabwertung < Politik/Wirtschaft < Geisteswiss. < Vorhilfe
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Hallo zusammen!
Ich bearbeite momentan eine Quelle, die die irische Haushaltskonsolidierung gegen Ende der 1980er behandelt. Dort wird gesagt, dass sich die Ankündigung einer Abwertung des irischen Pfunds gegenüber ausländischen Währungen stimulierend auf das inländische Konsum- und Investitionsverhalten auswirkte, weil die Wirtschaftssubjekte an die Ernsthaftigkeit dieser Ankündigung glaubten.
Meine Frage:
Warum führt eine von der Regierung glaubhaft angekündigte Abwertung der eigenen Währung gegenüber Fremdwährungen zu einer verstärkten inländischen Investitions- und Konsumationstätigkeit in dem entsprechenden Land?
Was genau erhoffen sich die Haushalte und Unternehmen von der Abwertung der eigenen Währung? Vielleicht kann man diesen Sachverhalt aus der mikroökonomischen Perspektive klarer verdeutlichen.
Hinweis:
Bei der oben genannten Haushaltskonsolidierung handelt es sich um eine sogenannte „expansionary fiscal contraction“, also um eine Konsolidierung, die während einer Rezession durchgeführt wurde und welche sich entgegen den Prognosen des keynesianischen Wirtschaftsmodells stimulierend auf das ökonomische Wachstum auswirkte. Eine Beantwortung der Frage unter Zuhilfenahme des keynesianischen Wirtschaftsmodells dürfte also nicht korrekt sein. Demgegenüber sollten vielmehr die Erwartungshaltungen der Wirtschaftssubjekte berücksichtig werden.
Über eine hilfreiche Erklärung würde ich mich freuen, vielen Dank!
Gruß, Marcel
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(Antwort) fertig | Datum: | 16:26 Mi 23.02.2011 | Autor: | Josef |
Hallo Marcel,
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> Meine Frage:
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> Warum führt eine von der Regierung glaubhaft angekündigte
> Abwertung der eigenen Währung gegenüber Fremdwährungen
> zu einer verstärkten inländischen Investitions- und
> Konsumationstätigkeit in dem entsprechenden Land?
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> Was genau erhoffen sich die Haushalte und Unternehmen von
> der Abwertung der eigenen Währung? Vielleicht kann man
> diesen Sachverhalt aus der mikroökonomischen Perspektive
> klarer verdeutlichen.
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Auswirkungen:
"Die Abwertung wirkt auf Preisniveau, Beschäftigung und Leistungsbilanz eines Landes. Heimische Güter werden relativ zu den Importgütern, aber auch im Ausland billiger, was die Exporttätigkeit anregt. Der Gesamtnachfrageanstieg führt in einer vollbeschäftigten Wirtschaft zu Preisanhebungen. In einer unterbeschäftigten Wirtschaft werden auch Produktion und Beschäftigung angeregt. Versuchen in einem System fester Wechselkurse mehrere Länder, durch eine Abwertung die Beschäftigung zu verbessern, kann es zu einem Abwertungswettlauf kommen (Beggar-my-Neighbour-Policy). Internationale Währungsabkommen wirken dem entgegen, indem sich die Teilnehmerstaaten verpflichten, Abwertungen nur im gegenseitigen Einvernehmen vorzunehmen."
"Wirkung der Wechselkursänderung auf den Ausgleich der Zahlungsbilanz
Im Normalfall tritt mit einer Abwertung eine Verbesserung der Handelsbilanz ein, da die Exportgüter durch ihre Verbilligung im Ausland stärker nachgefragt werden. Eine Abwertung wirkt jedoch nicht nur auf die Preise, sondern auch auf die Mengen. Es kann daher sein, dass durch die Mengenänderung der Gesamtwert der Exporte (Exportwert) abnimmt bzw. der Gesamtwert der Importe (Importwert) stärker steigt als der Exportwert. Dies wäre eine anomale Reaktion der Leistungsbilanz, das heißt eine Verschlechterung der Leistungsbilanz im Zuge der Abwertung. Grund hierfür ist, dass die Abwertung einer Währung einerseits die Exporttätigkeit und andererseits die Importtätigkeit beeinflusst. Wird kurzfristig die Nachfrage nach den teurer gewordenen Importgütern aufrechterhalten, kommt es zuerst zu einer Verschlechterung der Handelsbilanz. Können die teurer gewordenen Importgüter mittelfristig durch inländische Güter ersetzt werden, verbessert sich die Handelsbilanz wie von der Abwertung gewünscht. Dieser Anpassungspfad verläuft ähnlich einer J-Kurve und wird als J-Kurven-Effekt bezeichnet."
Quelle:
Der Brockhaus
(c) wissenmedia GmbH, 2010
Viele Grüße
Josef
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Status: |
(Frage) beantwortet | Datum: | 20:33 Di 01.03.2011 | Autor: | Marcel08 |
Hallo nochmal!
Vielen Dank für diese Antwort. Jetzt habe ich diesbezüglich noch eine weitere Frage. In der Literatur steht, dass durch die Abwertung der eigenen Währung die Glaubwürdigkeit bei den Unternehmen und den privaten Haushalten verstärkt wurde. Im Zuge dessen wurde inländische Nachfrage stimuliert; das nominale Zinsniveau fiel.
Durch die Abwertung der Währung werden zunächst die inländischen Güter und Dienstleistungen im Vergleich zu den Importen billiger, weil sich die Importe durch die Abwertung verteuern. Die Wirtschaftssubjekte im Inland werden also vermehrt inländische Güter und Dienstleistungen nachfragen, infolgedessen es zu einem Anstieg der inländischen Produktion kommt.
Ich würde jetzt gerne wissen, wie genau es zu einem sinkenden Zinssatz kommt. Womit kann man das sinkende Zinsniveau begründen?
Über eine hilfreiche Antwort würde ich mich freuen, vielen Dank!
Gruß, Marcel
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(Antwort) fertig | Datum: | 14:17 Mi 02.03.2011 | Autor: | Josef |
Hallo Marcel,
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> Vielen Dank für diese Antwort. Jetzt habe ich
> diesbezüglich noch eine weitere Frage. In der Literatur
> steht, dass durch die Abwertung der eigenen Währung die
> Glaubwürdigkeit bei den Unternehmen und den privaten
> Haushalten verstärkt wurde. Im Zuge dessen wurde
> inländische Nachfrage stimuliert; das nominale Zinsniveau
> fiel.
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> Durch die Abwertung der Währung werden zunächst die
> inländischen Güter und Dienstleistungen im Vergleich zu
> den Importen billiger, weil sich die Importe durch die
> Abwertung verteuern. Die Wirtschaftssubjekte im Inland
> werden also vermehrt inländische Güter und
> Dienstleistungen nachfragen, infolgedessen es zu einem
> Anstieg der inländischen Produktion kommt.
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> Ich würde jetzt gerne wissen, wie genau es zu einem
> sinkenden Zinssatz kommt. Womit kann man das sinkende
> Zinsniveau begründen?
>
„Die Geldmarktsätze liegen normalerweise unter den Kapitalmarktsätzen. Man spricht von einer Verknappung (Anspannung) des Geldmarktes, wenn die Zinssätze steigen, und umgekehrt von einer Verflüssigung (Entspannung), wenn die Zinssätze aufgrund veränderter Angebots-Nachfrage-Bedingungen sinken. Die Situation am Geldmarkt wird maßgeblich durch die Geldpolitik der Zentralbank beeinflusst.
Im Allgemeinen bestimmt die Zentralbank über die Zinsen, zu denen sie den Banken Liquidität (Zentralbankgeld) bereitstellt, auch die Zinsen am Geldmarkt, also die kurzfristigen Zinsen in der Volkswirtschaft.
Zinssteigerungen signalisieren in der Regel eine restriktive Zinspolitik. Die Zinspolitik wirkt über die kurzfristigen Zinsen aufgrund des Verbundes zwischen Geld- und Kapitalmarkt auch auf die langfristigen Zinsen, jedoch kann dies auch von anderen Einflussfaktoren (z. B. Inflationserwartungen, Veränderung der Sparneigung, Zinspolitik des Auslands) überlagert werden. Durch die Erhöhung (Senkung) der Leitzinsen verteuern (verbilligen) die Zentralbanken die Refinanzierungsmöglichkeiten der Kreditinstitute, die als Folge die Konditionen ihrer Kreditgewährung verschlechtern (verbessern).“
Quelle: Der Brockhaus
(c) wissenmedia GmbH, 2010
Viele Grüße
Josef
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Status: |
(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 16:20 Fr 25.02.2011 | Autor: | matux |
$MATUXTEXT(ueberfaellige_frage)
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