Horst Bieneck: Worte < Deutsch < Sprachen < Vorhilfe
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(Frage) überfällig | Datum: | 16:11 Di 12.02.2008 | Autor: | JKS1988 |
Aufgabe | Analysieren sie
Horst Bienek: Worte
Worte
meine Fallschirme
mit euch
springe
ich
ab
wer euch richtig öffnet
schwebt |
Hi zusammen!
zur klausurvorbereitung möchte ich Horst Bienek: Worte analysieren und euch bitten, mal über den Text drüber zu lesen. meine analyse wird auch nicht sehr lang werden, da das Gedicht auch kurz ist.
Bitte achtet nicht auf Rechtschreibfehler (die passieren mir am Rechner dauernt.), an GroßKleinSchreibung versuche ich mich weitgehend zu halten.
schon mal vielen dank fürs durchlesen und bewerten (ein einfacher kommentar hilft mir schon weiter)
Analyse: Horst Bienek: Worte
In dem 1974 veröffentlichen Kurzgedicht "Worte" von Horst Bienek geht es um das Verhältnis des Autors zu Sprache.
Das Gedicht besteht aus 8 Zeilen, welche zwischen einem und vier Worten aufweisen.
Es lässt sich in 2 Teile gliedern. Im ersten Teil, von Zeile 1 bis Zeile 6, bezeichnet der Autor Worte als "seine Fallschirme (Z.2)", mit welchen er abspringt. Er spricht diese hier nahezu an und personifiziert sie so gewissermaßen. (Z.3f. : "mit euch springe ich"). Hier wird das Verhältnis des Bieneks zu "seinen" Worten verdeutlicht. Er steht ihnen positiv entgegen, weiß mit ihnen umzugehen und vertraut ihnen, da er ihre Kraft als lebensnotwendige "Fallschirme" darstellt. Auffällig ist hier zudem, dass das lyrische Ich "springt" (Z.3), sich also freiweillig in die Gefahr eines Absturzes begibt. Hier wird zwar nicht gesagt, um was für einen Absturz es sich handelt, aber es wird deutlich, dass das lyrische Ich sich auf seine Worte stützt.
Der Zweite Teil, bestehend aus den Zeilen 7 und 8, verallgemeinert den ersten Teil gewissermaßen.
"Wer (die Fallschirme) richtig öffnet (,) schwebt"(Z.7f.). Diese Verallgemeinerung bekräftigt die Aussage des lyrischen Ichs, dass Worte als Fallschirme dienen können wenn man sie richtig behandelt. Die richtige Behandlung schreibt der Autor sich hier selber zu, da er im ersten Teil des Kurzgedichtes davon spricht, diese richtig zu behandeln, da er bereit ist mit ihnen abzuspringen.
Neben dem Inhalt weißt "Worte" auch einige interessante stilistische Mittel auf. Zum einen wird auf jegliche Punktierung verzichtet. Zudem stehen in den Zeilen 1,4,5 und 6 nur ein Wort. Es wird also zudem auf eine richtige Satzstruktur verzichtet. Das Gedicht lässt sich trotzdem "angenehm" lesen. Mit diesen stilistischen Mitteln wird das Gefühl der Freiheit und des Fliegens, welches der Leser zwangsweise mit dem Wort "Fallschirme" assoziiert, vermittelt.
So wird der Inhalt letzlich von den stilistischen Mitteln bekräftigt und unterstrichen.
Um die Aussage des Textes zu bestimmen, muss noch kurz ein wenig zum biographischen Hintergrund Bieneks und zum Zeitpunkt der Entstehung des Gedichtes erwähnt werden.
Das Gedicht wurde 1974, also in der Nachkriegszeit des 2.WK veröffentlicht. Von den Folgen des 2. Wk war in Ostdeutschland lebende Bienek unmittelbar betroffen. Er wurde nach Kriegsende wegen "antisowjetischer Hetze" zu 25 Jahren Haft verurteilt, von welchen er aufgrund einer Amnestie allerdings nur 4 absitzen musste.
Nun zur Aussage des Kurzgedichtes.
Die eigentliche Grundaussage Bieneks ist relativ einfach zu verstehen und nachzuvollziehen. Wenn man mit Worten richtig umgeht, helfen sie einem, das (im übertragenen Sinne)alltägliche Leben möglichst problemlos zu leben.
Beim Leser tut sich nun die Frage auf, was Bienek unter "richtig" versteht.
In dem Nachkriegsostdeutschland wurde Bienek wie erwähnt wegen "antisowjetischer Hetze" verurteilt.
Da die Besatzer unter Hetze alles verstanden, was sich in irgendeiner Form gegen sie oder ihre Politik wendete, kann man davon ausgehen, dass Bienek schlicht und einfach seine Meinung preisgegeben und wohlmöglich verteidigt hat.
Er spricht in "Worte" davon, heute mit seinen Worten zu schweben, also zurecht zu kommen.
Im Nachkriegsdeutschland zur Zeit 1974 (Bienek war in die BRD gegangen) galten sicherlich andere Verhältnisse als kurz nach Kriegsende in Ostdeutschland, sodass man davon ausgehen kann, dass Bienek weiterhin seine Meinung zu politischen Fragen geäußert hat etc.
Die Definition Bieneks des "richtigen" Benutzens von Worten ist allerdings sehr interessant.
Nach ihr benutzt man Worte richtig, wenn man damit in der gesellschaft klar kommt.
Ich sehe dies als Provokation: der Leser steht, genauso wie der Autor, vor dem Konflikt der Wahl zwischen "richtiger Wortwahl (wie oben definiert) und dem Absturz, da beispielsweise freie Meinungsäußerung zu kontroversen Themen nicht unter die richtige Wortwahl fällt und die Folge ein Absturz ist, wie Bienek in sowjetischer Gefangenschaft durchlebt hat.
Dieser Denkanstoß lässt den Leser über den komplexen Gebruach von Worten und Sprache sowie das Verhältnis von Sprache zur Wirklichkeit nachdenken und verdeutlicht nach eigenener Analyse die Stellungnahme Bieneks zu dieser von ihm selbst aufgeworfenen Fragestellung:
Er ist in der Lage mit dem richtigen Sprachgebrauch gut zu leben, steht aber irgendwo selber vor der Frage, wie er richtige Sprache definieren soll und kann.
Zusammenfassend ist das Kurzgedicht Bieneks meiner Meinung nach sehr gelungen.
Der Autor gibt seine Meinung auf interessante Weise kund und zwingt den Leser dazu sich mit seinem Themenkomplex zu befassen. Dies gelingt ihm durch den besonderen Stil.
Da das Gedicht nur sehr kurz ist, lässt es zudem viele eigene Interpretationsansätze offen.
Habe die Analyse eben mal getippt. Hoffe sie ist in etwa richtig.
P.S.: man hätte auch noch die graphische Form des Gedichtes beschreiben können, dies habe ich außen vor gelassen, da in unserem Deutschbuch diese "Fallschirmform" nicht gegeben ist.
lieben gruß
JKS1988
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Hallo JKS1988 ,
Mir sind zwei Dinge aufgefallen:
1) Der Einleitungssatz: dürft ihr die Formulierung "handelt von" verwenden? Bei uns ist das ein absolutes Tabu.
2) In dem analytischen Teil, also deinem Hauptteil, fängst du an zu werten (Beispiel: "einige interessante stilistische Mittel"). Das darfst du nicht, da der analytische Teil sachlich beleiben muss - achte besser auf deine Formulierungen.
Liebe Grüße,
Sarah
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(Frage) beantwortet | Datum: | 16:51 Di 12.02.2008 | Autor: | JKS1988 |
hallo sarah!
ich habe jetzt halt nicht so auf die formulierungen geachtet. wäre das eine klausur gewesen hätte ich mich sicher anders ausgedrückt. es geht mir in erster linie um den inhalt. mit formulierungen und dem richtigen analyseaufbau haben ich im prinzip keine probleme. was sagst du denn zum inhalt?
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 17:09 Di 12.02.2008 | Autor: | JKS1988 |
erstmal danke für die bewertung. ich schreibe aus 2 einfachen gründen nicht so wie in einer klausur:
1. würde ich mehrere stunden an der analyse sitzen (in der klausur hat man ja schließlich auch mehrere stunden zeit) und 2. wäre der text dann wahrscheinlich so unzumutbar lang, dass ich keinerlei antworten bekommen würde.
ich würde mich auch über weitere antworten freuen (nichts gegen deine fähigkeit, gedichtanalysen zu bewerten!!)
besten dank
gruß
JKS1988
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 16:20 Fr 14.03.2008 | Autor: | matux |
$MATUXTEXT(ueberfaellige_frage)
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