Hausarbeit < Psychologie < Geisteswiss. < Vorhilfe
|
Hallo liebe Psychologie Studenten,
ich bräuchte dringend Hilfe! Muss eine Hausarbeit im Fach Geschichte der Psychologie schreiben. Habe mir als Thema Hexen(verfolgung) ausgesucht. Mein Problem: Wie schlage ich diesbezüglich am besten die Brücke zur Psychologie??? Mein Professor hat mir vor den Semesterferien folgende Schlagworte gegeben: Religionspsychologie, Erkärungsmodelle, Realität!!! Über die Hexenverfolgung an sich zu berichten, wäre ja in Ordnung...aber wie bringe ich da die Psychologie ins Spiel??? Kann Jemand etwas mit den Schlagworten und meinen gewählten Thema anfangen?
Bin euch sehr dankbar für Tipps
Ich habe diese Frage auch in folgenden Foren auf anderen Internetseiten gestellt:
www.uni-Protokolle.de
|
|
|
|
Status: |
(Antwort) fertig | Datum: | 10:04 Mi 12.03.2008 | Autor: | Josef |
Hallo,
Die Hexenvorstellung im europäischen Mittelalter hing von bestimmten Voraussetzungen ab. Dazu zählte die christliche Glaubensvorstellungen, dass der Teufel und seine Untergebenen, wie z. B. Dämonen, Inkuben und Sukkuben, wirklich existierten. Sie verfügten über Macht in der Welt und standen in physischer Beziehung zu Menschen, mit denen sie auch Verträge schlossen.
Neuere Forschungen zur europäischen Hexerei gehen davon aus, dass es sich bei den als Hexerei verfolgten Phänomenen um Elemente, meist Fruchtbarkeitskulte, aus den vorchristlichen Volksreligionen handelt. Demnach bestanden im Mittelalter traditionelle nichtchristliche religiöse Vorstellungen weiterhin neben dem Christentum. Um politische und religiöse Macht zu gewinnen, bekämpfte die Kirche diese Volksreligionen. Anhänger der alten religiösen Vorstellungen und Praktiken wurden von den kirchlichen Autoritäten als Ketzer und Hexen definiert und so der Verfolgung preisgegeben.
In den Religionswissenschaften wird Besessenheit als ein Zustand definiert, der durch die Inbesitznahme der betroffenen Person durch einen Gott, einen Dämon oder ein Geistwesen ausgelöst wird. Je nach innerkultureller und religiöser Bewertung der Besessenheit bzw. des besitznehmenden Geistwesens versucht man, die betroffene Person entweder durch Exorzismus von diesem Zustand zu befreien, oder der Besessenheitszustand wird als Enthusiasmus (griechisch: Gotterfülltsein) positiv bewertet. In der europäischen Volksmedizin beispielsweise wurden vielerorts bis ins 19. Jahrhundert Krankheitsbilder wie etwa die Epilepsie durch Besessenheit erklärt, die durch verschiedene Exorzismen heilbar sein sollten. Der Besessenheitsglaube stand zudem in enger Verbindung mit dem Teufels- und Hexenglauben. Prinzipiell ist dem Christentum der Glaube an Besessenheitszustände durch böse Geister (Satan) nicht fremd; in der katholischen Kirche ist die Ausführung von Exorzismen auch heute noch grundsätzlich möglich.
In der transkulturellen Psychologie wird der Zustand der Besessenheit unterschiedlich klassifiziert und dementsprechend werden verschiedenste Erklärungsansätze angeboten. Schwierigkeiten ergeben sich jedoch durch die je nach Kultur unterschiedliche Ausbildung und Einschätzung des komplexen Phänomens, wodurch der interkulturelle Vergleich häufig problematisch wird. Besessenheitsphänomene werden innerhalb der Psychologie beispielsweise gemäß dem Grad der eingetretenen Bewusstseinsveränderung der betroffenen Person eingeordnet, die von tiefer Bewusstseinstrübung bis zu geringer Bewusstseinsänderung reichen können. Andere Modelle unterscheiden zwischen verschiedenen Besessenheitstypen, wie totale Auslöschung der Persönlichkeit durch das eingedrungene Geistwesen, Bewusstseinstrübung einhergehend mit Regression, und so genannte luzide Besessenheit, d. h. die Entwicklung einer Art Doppelbewusstsein: Die besessene Person erlebt die Inbesitznahme bei klarem Bewusstsein. Auch eine Unterscheidung zwischen so genannter ritueller und so genannter peripherer Besessenheit ist möglich. Während Erstere im Rahmen von Zeremonien des jeweiligen Glaubenssystems als ein positiv besetztes, willentlich herbeigeführtes, institutionalisiertes Phänomen bewertet wird, gilt Letztere als krankhaft. Eine gewollte Besessenheit kann auch künstlich herbeigeführt werden, unter anderem mit Hilfe von Rauschmitteln, Musik, Tanz, Askese etc.
Microsoft ® Encarta ® Enzyklopädie 2005 © 1993-2004 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
Viele Grüße
Josef
|
|
|
|
|
vielen lieben dank für die ausführliche Nachricht!
werde besonders den Bereich der transkulturellen Psychologie mir anschauen.
Ich denke auch, dass die Kirche Machenschafften von anderen Religionsrichtugen nicht dulden wollte und sie bekämpft hat.
liebe Grüße
|
|
|
|
|
Vielen dank für die Antwort...so etwas in der Richtung habe ich mir auch überlegt. Der Mensch sucht ja immer nach Kausalitäten.... und somit wurden unerklärliche Ereignisse auf Hexenmachenschaffen bezogen und damit erklärt.
liebe Grüße
|
|
|
|
|
Hallo,
ein Buchhinweis (Roman) zum Thema:
"Feuer am Fluß" v. J.Wittenbacher.
In diesem Roman geht es um die "Hexe" Eva Zeihen, welche es tatsächlich gegeben hat.
Es werden z.T. Gerichtsprotokolle zitiert, das Buch hat ein Nachwort v. Rita Voltmer, welche sich mit den Hexenverfolgungen im Trierer Land beschäftigt.
Der Roman hat 240 keinesfalls klein gedruckte Seiten, ich hatte es schnell gelesen.
Ich habe bei der Lektüre v. Buch und Nachwort erstmalig ein Verständnis (abseits der "feministischen" Ansätze) dafür bekommen, wieso es überhaupt zu diesen Hexenverfolgungen kommen konnte.
Für die Mißlichkeiten des Lebens, Mißernten, Hunger, Krankheiten wurde mit "Hexerei" eine Erklärung gefunden, und die Bekämpfung der Hexen war logische Konsequenz.
Gruß v. Angela
|
|
|
|