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30jähriger Kr. Quellentext: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 13:01 Do 15.05.2008
Autor: Masterchief

Hi,
normalerweise brauche ich das denke ich in Geschichte nicht, aber momentan einfach nur Stress, jede Menge Hausaufgaben, dazu 2 lernaufwenige Kursarbeiten, etc. Lange Rede kurzer Sinn: Könnte vllt. jmd. mal über die folgenden Kernhesen, und meine dazu verfasste Stellungnahme schaun? Ich wäre für ein paar Tipps wo ich was vergessen habe, bzw. wichtige Ereignisse reinbringen kann wirklich dankbar.

Kernthesen:

• Das uralte löbliche Königreich Böhmen ist in einen erbärmlichen und gefährlichen Zustand geraten, in welchem, grausame Schandtaten verübt werden.
• Die Ursache hierfür ist klar auf der Seite der Katholiken zu finden, da diese sich nicht an die „Religionsfreiheit“ hielten und die Rekatholisierung erstrebten, z.b. durch Abriss neuer evangelischer Kirchen, Verfolgung,..
• Dadurch wurde Böhmen verwüstet, sodass es nun keinen Schutz gegen die Türken mehr bieten kann.
• Die auf Kaiser Mathias folgende Herrschaft hat das Leid vergrößert
• Es ginge jetzt nicht um die Rechtmäßigkeit der Königswahl, sondern man solle den bemitleidenswerten böhmischen Ständen gehör schenken.
• Die Kaiserwahl erfolgte nicht aus Überzeugung, was auch dadruch zum Ausdruck kommt, dass der Gesandte alles versuchte die Wahl zu verzögern.
• Die Königskrone wurde Friedrich V. angeboten, aus eigenem Antrieb heraus hätte er nicht danach getrachtet.
• Die Annahme der Krone ist mit vielen Mühen verbunden und erfolgt nur für den Frieden, für die Wiederaufrichtung Böhmens, gleichsam als Schutzwall gegen fremde Völker und für die freie Religionsausübung (so bezeugt er vor Gott und der Welt).

Stellungnahme:

Die These, dass das uralte „löbliche“ Königreich Böhmen in einem erbärmlichen/gefährlichen Zustand geraten ist und das dadurch bedingt Schandtaten verübt werden ist im Prinzip nicht abstreitbar, allerdings die dafür genannte Ursache die laut Aussage Friedrichs allein bei den Katholiken zu suchen ist,  sollte man etwas näher betrachten. Nach dem Augsburger Religionsfrieden (1555) galten Katholiken und Lutheraner als gleichberechtigt und es galt allgemein der Grundsatz „cuius regio, eius religio“ (wessen Land, dessen Religion). Protestanten/ Reformierte waren davon ausgeschlossen. Im Majestätsbrief (welchen der böhmische König und Kaiser Rudolf II mehr oder weniger auf Druck der evangelischen Stände ausstellen musste) wird den Böhmen Religionsfreiheit garantiert. Als nun sein Bruder Mathias den Thron übernahm weigerte er sich den Majestätsbrief anzuerkennen, was zu Übergriffen von Katholiken auf die Protestanten, bzw. protestantischen Kirchen führte. Dagegen protestierten evangelische Vertreter, wurden aber abgewiesen, was letztendlich zu den Unruhen führte (Prager Fenstersturz). Eine Rolle spielte hier sicherlich auch der spätere streng katholische König Böhmens und Kaiser Ferdinand, welcher die Entscheidungen seines kranken Cousins auch beeinflusst haben dürfte, dieser wurde letztendlich von den Böhmen für abgesetzt erklärt. Im Prinzip gibt Friedrich also die Wahrheit wieder, dennoch sollten andere Ursachen wie Dynastische Gegensätze (die Tschechen stellten in Böhmen die Mehrheit dar, wurden allerdings von den Habsburgern regiert) oder besser gesagt kulturelle Gegensätze (die Oberschicht Böhmes waren allesamt Deutsche) nicht außer Acht gelassen werden. Die These zwecks Schutz gegen die Türken, scheint nicht ganz stichhaltig. Zumindest kann man davon ausgehen, das Böhmen nicht primäres Ziel des Osmanischen Truppen war, letztendlich dürfte das zuerst Österreich gewesen sein. Natürlich kann man jedoch die These nicht einfach so verurteilen, wenn man an die Expansionsbestrebungen des Osmanischen Reiches denkt. Die nächste These, die auf Mathias folgende Herrschaft habe das Leid vergrößert, scheint stichhaltig, wenn man von der protestantischen Seite ausgeht. Ferdinand II (die folgende Herrschaft auf Mathias) soll auch maßgeblich an der strikten Ablehnung der evangelischen Vertreter beteiligt gewesen sein. Es ginge jetzt nicht um die Rechtmäßigkeit der Königswahl, sondern man solle den bemitleidenswerten böhmischen Ständen gehör schenken, so sagt Friedrich weiter. Hiermit wird deutlich das er seine „Königswahl“ etwas in den Schatten stellen wollte, da diese ja nicht wirklich zu 100% rechtmäßig war, da er sich ja über seinen Kaiser Ferdinand dem er Treue geschworen hat hinwegsetzt. Dies versucht er mit der folgenden These, dass die Kaiserwahl von ihm nicht so gewünscht war und das er in die Ecke gedrängt war zu untermauern. Eine andere These um nun doch zum Königstitel zurückzukommen, ist: Die Königskrone wurde Friedrich V. angeboten, aus eigenem Antrieb heraus hätte er nicht danach getrachtet. Im Prinzip ist dies ja richtig, er hat sich ja nicht darum gerissen, was schlichtweg wahrscheinlich daran lag, das darin zu viele Gefahren für ihn waren (er hat die Kurpfalz ohne Schutz lassen müsse, weitestgehende Überlegenheit der katholischen Liga, Distanz zwischen den beiden Ländern Kurpfalz und Böhmen,..). Letztendlich nahm er sie jedoch an, evtl. zum Teil auch aufgrund des schnellen Machtanstiegs, sowie des „Reichtums“ Böhmens, auf Zuspruch seiner Frau,..
Die letzte These: Die Annahme der Krone ist mit vielen Mühen verbunden und erfolgt nur für den Frieden, für die Wiederaufrichtung Böhmens, gleichsam als Schutzwall gegen fremde Völker und für die freie Religionsausübung (so bezeugt er vor Gott und der Welt), erscheint ein fadenscheinig. Das mit den Mühen stimmt zwar, aber trotzdem spielte dabei auch sein eigenes Ermessen eine Rolle, er hätte die Krone ja nicht annehmen müssen.

Im vorraus besten Dank.
Masterchief.

        
Bezug
30jähriger Kr. Quellentext: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 22:50 Mi 21.05.2008
Autor: laryllan

Aloha hé Mastershief,

erstmal: Sorry, dass ich das Posting irgendwie übersehen hab.

Erstmal vorweg: Du hast dir sehr viele Mühe gemacht, Stellung zu den Thesen zu beziehen und lieferst durchdachte Ideen. Falsch ist da nicht wirklich was (zumindest habe ich nichts gefunden). Vielleicht kann ich trotzdem zu den einzelnen Aspekten noch kurz was verlieren...

Eine wichtige Information scheint mir zunächst zu fehlen: Wer liefer denn die Kernthesen, die du kommentieren sollst? Ist das ein (etwas sogar protestantischer) Zeitgenosse? Sind das Forschungsthesen? Sind das plakatische Thesen, die euch euer Lehrer "mal so" gegeben hat?

Je nachdem, welcher Fall vorliegt, ist entsprechend mehr oder weniger Vorsicht geboten.

Die Allgemeine Lage von Katholiken und Protestanten im Reich hast du gut umrissen. Für mein Verständnis ist es auch sinnvoll, dieses Thema in den Mittelpunkt zu stellen, weil es einfach DER erklärende Rahmen ist. Der Spruch "Cuius regio, eius religio" ist auf jeden Fall etwas, was man sich merken kann. Allerdings solltest du dir im klaren darüber sein, dass das schon nahezu mehr eine formale Papierfloskel als faktische Realität war. Oftmals gab es auch Parallelsituationen: bspw. ein Katholischer Landesherr mit potestantischen Großbauern, die wiederum ihre unterstellten Bauern im Schoße des Protestantismus wissen wollten. Das sind zwar Spitzfindigkeiten, allerdings sollte man bei solchen Großkonzepten halt immer vorsichtig sein. :)

Gefallen hat mir, dass die sehr kritische Matias-These eindeutig als einen protestantische Standpunkt identifiziert hast; die Berücksichtigung der osmanischen Interessen zeugen von Weitsicht.

Die Frage, inwieweit Friedrich V. tatsächlich 'eigenes Ermessen' hinsichtlich der Krönungsentscheidung walten lassen konnte, sei mal dahin gestellt. Ich denke die Macht der protestantischen Liga sollte dabei nicht unterschätzt werden (insbesondere wenn man die Finanzsituation mal betachtet).

Namárie,
sagt ein Lary, wo mal in Bett hüpfelt

Bezug
                
Bezug
30jähriger Kr. Quellentext: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 10:39 Sa 24.05.2008
Autor: Masterchief

Vielen Dank.

Bezug
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